![]() |
|
Den Traum vom Fliegen habe ich mir im September/Oktober 2005 in Südafrika erfüllt, in einem auf 5 Wochen angelegten Intensivkurs der Progress Flight Academy. Dies ist der Erfahrungsbericht über diese Zeit. Wen weitere Details interessieren oder wer über diesen Bericht hinausgehende Fragen hat, schreibe einfach an analytikerin@gmx.de.
Die Flugausbildung ist ein teures Vergnügen, ohne
Frage. In Deutschland legt man locker 8000,- Euro für eine Privatpilotenlizenz
(Motorflieger) hin. Kalkuliert wird ausserdem immer mit der Mindestsumme,
die der ganze Spaß kostet, d.h. für den Fall, dass man alles,
was es zur Beherrschung des Flugzeuges und aller Manöver braucht,
in der dafür vorgesehenen Mindestzeit schafft. Nach gründlicher Vorab-Recherche über die zur Auswahl stehenden Flugschulen entschieden wir (=mein Freund und ich) uns für die Progress Flight Academy in der Nähe von Port Elizabeth. Zum einen, da diese mit 42.060 Rand (inklusive Unterkunft und Verpflegung "on base") noch einigermaßen bezahlbar erschien, zum anderen da sie über eine eigene kleine Gras-Landebahn verfügt, die direkt neben der Flight Academy liegt. Ferner gehörte sie zu den Flugschulen, die einen Nonstop-Intensiv-PPL-kurs anbietet, und nicht einen, der nur wochenends stattfindet. Gesagt, getan. Am 3. September kamen wir in Port Elizabeth an und wurden am Flughafen abgeholt und zur Flugschule gebracht. Am 5. September startete der PPL-Kurs. |
|
|
|
Die Progress Flight Academy ist vor Jahrzehnten von einem britischen Auswanderer-Ehepaar gegründet worden. John English, auch heute noch der oberste Chef der Flight Academy, war davor beim britischen Militär als Pilot für Transportflugzeuge tätig. Mandy English, seine Frau, ist mehr oder minder für die ganze Büroverwaltung zuständig bzw. für all das, was nicht unmittelbar mit dem Fliegen zu tun hat. Progress funktioniert nach einem klaren Pyramidenhierarchieprinzip. Ganz oben steht John English, darunter die sog. "grade 2"-Instructors (=Fluglehrer höheren Ranges), wiederum darunter die "grade 3"-Instructors (=Fluglehrer niedrigeren Ranges). Die Fluglehrer stammen allesamt aus John Englishs "Stall", d.h. alle sind in der Progress Flight Academy ausgebildet worden, keiner ist von extern. Die "grade 3"-Instructors bilden die PPL-Schüler aus, und nur wenn ein personaler Engpass besteht oder aber die praktischen Flugprüfungen durchgeführt werden, springen die "grade 2"-Instructors ein. Lediglich bei den angehenden Berufspiloten, den CPL-Schüler kommen externe Prüfer für die praktischen Prüfungen (z.B. aus Port Elizabeth). Hauptklientel von Progress sind die sog. "CPLs" (=commercial
pilot license), d.h. die angehenden Piloten für eine kommerzielle
Fluglizenz. Diese Ausbildung ist deutlich umfangreicher als eine PPL und
dauert mind. ein halbes Jahr, häufig auch länger. Die Progress Flight Academy liegt im übrigen "in the middle of nowhere". Drumherum gibt es buchstäblich nichts fußläufig zu erreichen, nicht einmal ein Supermarkt oder Kiosk. Einmal in der Woche wird eine Fahrt zu einem Einkaufscenter angeboten, für das man dann eine Stunde Zeit hat. Und ab und zu --sofern die Tochter der Englishs Lust hat oder dazu überredet wird -- besteht die Möglichkeit, am Samstagabend zu einer Kneipe oder zum "Boardwalk" (eine Art Vergnügungspark) mitgenommen zu werden. |
|
![]() |
![]() |
Die Flugausbildung ist unterteilt in Theorie und Praxis. In den ersten
drei Wochen hat man --i.d.R. nachmittags, da morgens das Wetter am besten
fürs Fliegen ist-- vier Theoriestunden am Stück. Der Theorie-Unterricht
ist sehr gut durchstrukturiert. Alles auf englisch natürlich, was
ca. ab der zweiten Woche auch kein Problem mehr darstellt, sobald man
sich in das fachspezifische Vokabular eingehört hat. Da die Klassen
üblicherweise sehr klein sind (in meinem Falle gab es insgesamt 3
PPL-Schüler in dem Kurs, im darauffolgenden Kurs waren es sogar nur
zwei Schüler), kann das Lern-Tempo bzw. die Ausführlichkeit
mancher Erklärungen entsprechend angepasst werden. Mein Fluglehrer hiess Cameron, der sich trotz seiner 22 Jahre als brillianter Instructor erwies, und dessen Theoriestunden nicht nur lehrreich, sondern auch ausgesprochen unterhaltsam waren. Aber auch die restlichen Fluglehrer waren größtenteils sehr nett und engagiert. Die meisten sehen Progress als Zwischenstation an, zum "hour building", bis sie soviele Flugstunden beisammen haben, dass sie ihren ATPL-Schein (=Airline Transport Pilot License) machen dürfen. Die Praxisstunden fanden (bis auf eine) auf dem Flugzeugtyp "Piper Warrior III" statt. Insgesamt stehen 4 Flugzeuge diesen Typs zur Verfügung (neben diversen weiteren zweimotorigen Flugzeugen für die CPL-Schüler bzw. einer alten Cessna 150, mit der man im PPL-Kurs das Trudeln übt.) Sehr positiv zu vermerken ist, dass alle Flugzeuge ausser der Cessna fast neuwertig sind: kaum eines ist älter als 10 Jahre, die meisten sind ca. 5-7 Jahre alt, was für ein Flugzeug ausgesprochen jung ist. Alle bis auf NXP sind mit modernem Computer-GPS-System ausgestattet. Neben einer sehr guten Wartung gibt es auch eine hauseigene Reparaturwerkstatt, die die ständige Verfügbarkeit der Flugzeuge sicherstellt. Nie werde ich meinen ersten Flug vergessen. Es ging bereits um sechs Uhr morgens los. Die afrikanische Sonne war gerade aufgegangen, mein Fluglehrer Cameron flog uns zur Küste. Ein Regenbogen begrüßte uns beim Hochsteigen, riesengroß und fast ein Kreis. Die gesamte Küste war in goldenes Licht getaucht, und der Dunst stieg vom Meer in den Himmel auf. --Wahnsinn! :-) Postwendend fiel mir der Uraltsong "Über den Wolken...schalalalaaa....muss die Freiheit wohl grenzenlos sein..." ein. Ich kriegte das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht. Dann ging es weiter zur "General Flying Area", einer Art Übungs-Luftraum für alle möglichen Manöver, die normalerweise im normalen südafrikanischen Luftraum nicht erlaubt sind. Dort bekam ich die Gelegenheit, ein Gefühl für das Flugzeug zu kriegen, die Effekte des Höhen- und Querruders kennenzulernen und eine erste Kurve zu fliegen. Diese Flugstunde ging viel zu schnell vorüber, war aber genug, um schonmal das Suchtpotential der Fliegerei zu erahnen. Die darauffolgenden Tage wurde man Schritt für Schritt an alles herangeführt, was zur Beherrschung des Flugzeugs vonnöten ist. Eine perfekte Landung hinzukriegen, dauert schon eine Weile. Ansonsten ist das Fliegen an sich aber gar nicht so kompliziert. Wirklich anstrengend sind anfangs eher die ganzen "Radio Calls", d.h. der Funkverkehr, mit dem man sich im Luftraum bewegt. Addiert man diesen zu den diversen Höhen- und Geschwindigkeitsregeln hinzu, die man bei einer Platzrunde beachten muss, ist es kein Wunder, wenn man hinterher zumeist schweißgebadet aus dem Flugzeug steigt. Nach durchschnittlich 15 Flugstunden ist man bereit für den ersten Soloflug, d.h. eine Platzrunde über dem Flugplatz. Dies ist ein echter Meilenstein in der Ausbildung. In der Regel werden die PPL-Schüler in die Kategorien "vor dem Solo" und "nach dem Solo" unterteilt . Der Soloflug selbst umfasst eigentlich nur eine kurze Platzrunde. "Nur". Dem Gefühl in der Magengegend nach zu urteilen, das ich hatte, als ich zum ersten Mal alleine im Flugzeug auf der Startbahn stand, ist mindestens mit dem zu vergleichen, welches man als Kind gehabt hat, als man zum ersten Mal vor der versammelten Geburtstagsgesellschaft der Großeltern ein Gedicht aufsagen musste. Es lief aber alles glatt, und im Anschluss an diesen Flug gratulierten mir nicht nur mein Fluglehrer Cameron bzw. der grade2-Instructor Mournay, sondern auch alle anderen Fluglehrer (inklusive John English höchstpersönlich) sowie alle PPL- und CPL-Schüler, die gerade anwesend waren. Direkt danach wurde ich traditionellerweise in den Pool geworfen, zur Pilotentaufe. Ab dem ersten Soloflug geht der Rest der Ausbildung relativ schnell. Die ersten zwei Überlandflüge sind noch zusammen mit dem Fluglehrer, danach wird man schon alleine losgeschickt und muss sich in der weiten afrikanischen Landschaft zurechtfinden. (Was dank guter Vorbereitung i.d.R. auch kein Problem ist.) Zwischenzeitlich gab es bei mir mehrere Tage mit schlechtem Wetter, unmöglich zum Fliegen, so dass die Zeit knapp wurde, die Ausbildung rechtzeitig zu beenden. Zweimal gab ich die Hoffnung schon fast auf, doch die Fluglehrer von Progress taten alles, um auch die kleinsten möglichen Schlechtwetterlücken zu nutzen. Einen der praktischen Prüfungsflüge absolvierte ich in 35 Knoten Wind (was z.B. für die Übung "simulated forced landing" bedeutet, dass man bei ausgefahrenen Landeklappen wie ein Helikopter zu Boden sinkt, dank des Gegenwindes...). Am Tag meiner Abreise, wenige Stunden bevor ich zum Rückflug nach Deutschland aufbrechen musste, erfolgte der letzte Teil der "General Flying"-Prüfung. Buchstäblich "just in time". |
|
![]() |
![]() |
Insgesamt ist dieser Intensivkurs kein Spaziergang. Für die Theorieprüfungen muss man sich einigen Stoff aneignen, und für die Praxisstunden braucht man seine gesamte verfügbare Konzentration und Aufmerksamkeit. Es ist zwar zwischendurch dank schlechten Flugwetters immer mal Zeit, einige Sehenswürdigkeiten im näheren Umkreis zu bestaunen (z.B. den Addo Elephant National Park, Whale Watching auf dem Indischen Ozean oder ganz einfach die Stadt Port Elizabeth), jedoch tritt der Urlaubs- und Erholungsaspekt deutlich in den Hintergrund. Ohne Leihwagen ist ein solch langer Aufenthalt im übrigen nicht empfehlenswert, da man nach spätestens zwei Wochen "on base" einen Lagerkoller kriegt und das Bedürfnis hat, einfach mal einen ganzen Tag irgendwo anders zu verbringen. Leihwagen aller möglichen Firmen kriegt man direkt am Flughafen von Port Elizabeth, hübsch nebeneinander aufgereiht. (Preisvergleich lohnt!) Und hier nochmal alle Vor- und Nachteile der Flugausbildung bei der Progress Flight Academy (aus meiner Sicht!) auf einen Blick: |
|
Vorteile:
|
Nachteile:
|
Update 2008 Andreas H. war von Januar bis März 2008 in Südafrika und hat die PPL-Ausbildung bei der Progress Flight Academy begonnen. Über seine Erlebnisse und Erfahrungen berichtet er kritisch: "Hallo Frau Zedler, Und aus einer email ein paar Tage später: "Die Verhältnisse haben sich offenbar sehr
geändert. Ach ja, seit März 2008 müssen alle vor Kursbeginn
einen English language proficiency test machen. Einzelheiten waren bei
meinem Abflug noch nicht bekannt. (In D. müssen in Zukunft die
BZF I-Kandidaten auch so einen Test machen, hieß es.) |
|
![]() |